Musste er?
Hätte er mitfahren können?
Vielleicht. Sicher. Er hatte es nicht getan, ja er hatte nicht einmal darüber nachgedacht. Wohin hätte der Zug sie gebracht? Wahrscheinlich nirgendwo hin, nur immer weiter.
Zuerst hatte Krause gedacht, er wäre vielleicht tot und Peggy auch. Darum fühlte sich auf einmal alles so leicht an, so schwerelos, so, wie früher ein Urlaub am Meer, Tage und Wochen, an denen man scheinbar keine Verpflichtungen hat. Nur der Strand, das Dorf und der geliebte Mensch. Nur Lächeln und Einverständnis, wenig Worte. Fisch, Brot, Früchte und Wein. Licht und Wärme am Tag. Tiefes, unendliches Blau in der Nacht. Aber was war dann mit den anderen Menschen, denen er jeden Tag begegnete? Die konnten doch nicht auch alle tot sein. Irgendjemand musste ja schließlich auch noch am Leben sein. Und warum begegnete er dann niemandem, von dem er wusste, dass er schon gestorben war? Nein, so einfach war das mit dem Totsein offenbar nicht. Wahrscheinlich war es auch gar nicht so schön, wie das, was er jetzt erfuhr: Das Leben. Es konnte grausam sein und schrecklich oder einfach langweilig und geschmacklos. Sein Leben war das alles nicht. Es war großartig und aufregend. Er hatte das große Los gezogen, vielleicht den Hauptgewinn und die anderen eben die Nieten. Es brachte nichts, sie darum zu bedauern. Das Leben wollte gelebt werden, weiter nichts. Und es schien nichts leichter zu sein, als das.
Nein, er hätte nicht mit Peggy weiterfahren können, selbst wenn er auf die Idee gekommen wäre. Vielleicht wäre der Zug einfach nicht weiter gefahren. Oder eine Fahrscheinkontrolle hätte ihn hinaus geworfen oder Peggy. Er wusste noch nicht, welche Rolle genau Peggy in seinem Leben spielte. Er wusste aber, dass er ihr wieder begegnen würde. Und dann würde sich wieder etwas verändern.

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