Ich bin nun weder empfindsam noch still. Aufrichtig will ich schon sein, aber bin ich es? Kann ich es? Es gibt schon ein paar Tiere, die manchmal meine Nähe suchen. Katzen sind die edelsten unter ihnen. Hunde kommen auch, aber sie sehen dabei nicht so aus, als ob sie etwas Reines im Schilde führten. Gleich danach kommen Wespen und Fliegen. Alles andere macht eher einen großen Bogen um mich. Darum ist es in meinem Fall nicht nur ganz unwahrscheinlich sondern gleich völlig unmöglich, dass ich im Laufe meines Lebens jemals einem Einhorn begegnen könnte. Und falls doch, dann war es vielleicht erkältet und konnte nichts riechen und hören auch nicht und der Wind stand ungünstig und auf einmal stehe ich eben vor ihm. Spätestens dann jedoch müsste es zu Tode erschrecken und Reißaus nehmen.
Und trotzdem ist es passiert. Auf einmal standen wir voreinander, von Angesicht zu Angesicht und sie schien gar keine Angst zu haben. Ich hatte noch nie im Leben so etwas Schönes und Reines gesehen und ich blieb einfach stehen. Ich fühlte Glück in einer Intensität, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Mein Rücken begann weh zu tun und meine Füße fingen an einzuschlafen, aber ich bewegte mich nicht. Und so stehe ich immer noch und sehe sie an und sie sieht mich an. Es heißt, wenn es geschieht, dass ein Einhorn zu einem kommt und einem sein Horn in die ausgebreiteten Arme legt, wird man ganz heil und gesund. Man muss aber warten können und die Arme lange offenhalten. Das tut weh. Aber es lohnt sich.

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