Ich konnte eine zeitlang nichts schreiben, was außer meiner Frau aber niemandem aufgefallen sein dürfte. Meine Frau liest nämlich alles, was ich schreibe. Wenn ich nicht schreibe, liest sie meine Gedanken. Wenn sie in Stimmung ist, macht sie mir manchmal darüber Mitteilung. Meistens behält sie meine Gedanken aber für sich, so dass ich wieder schreiben muss, um zu erfahren, was ich denke. In den vergangenen Wochen waren nun Weihnachtskarten zu schreiben. Es waren so viele, dass ich schließlich nicht mehr wusste, ob ich schreibe, was ich denke oder ob ich denke, was ich schreibe. Ja, auch jetzt kommt es mir so vor, als entstünden erst die Worte auf dem Display und würden dann erst zu Gedanken in meinem Kopf. Außerdem kann ich überhaupt nur schreiben beziehungsweise denken, weil das Kind gerade auf dem Küchenfußboden „Schlafen“ spielt. Er plappert dabei ohne Punkt und Komma. So wird das nichts. Da er aber noch nicht schreiben kann, muss er eben so klarkommen.
Das Kind konnte vor lauter Gequatsche natürlich nicht einschlafen und wurde des Spiels schnell überdrüssig. Das ist schade, denn nur beim Spielschlafen muss der Papa nicht mitkommen. Sowohl das echte Schlafen als auch alle anderen Spiele funktionieren ausschließlich mit dem Papa. Jetzt sitzt er auf meinem Schoß und hämmert wie wild auf der Tastatur herum. Es ist doch ganz erstaunlich, was dabei herauskommt. Es sind Zahlen-Buchstaben-Kombinationen und keine gleicht der anderen.
Lässt die Post etwa Kinder für sich arbeiten und meine Weihnachtspost ist mit dem Makel der Ausbeutung besudelt? Ein schrecklicher Gedanke.

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