Träum weiter

Der Herbst macht alle Blätter bunt, sie fallen von den Bäumen. Es wird jetzt früher dunkel und du hast mehr Zeit zum Träumen.

Jetzt haben wir endlich wieder Wetter, wie es sich für den Herbst gehört. Ordentliches Herbstwetter. Und nicht so einen Spätsommer-Frühlings-Mischmasch. Dementsprechend entwickelt sich auch meine Stimmung von leichter Melancholie über gefestigte schlechte Laune in Richtung depressive Verstimmung. Dabei fällt mir ein, kürzlich eine Artikelüberschrift gelesen zu haben, in der es um die Wochenbettdepression bei Männern geht. Ich wusste gar nicht, dass ich zur Risikogruppe für diese Erkrankung gehöre, aber man lernt nie aus und es gibt nichts, was es nicht gibt. Gelesen habe ich den Artikel zwar nicht, aber in Überschrift und Teaser spiegelt sich heutzutage der Inhalt eines Artikels wieder. Die Lektüre des ganzen Aufsatzes hat fast nie einen Mehrwert.

Es ging jedenfalls um einen Mann, der seit der Geburt seines Sohnes nicht mehr richtig froh wurde. Ständig machte er sich Sorgen. Entweder um das Kind oder um die Mutter. Sein einziger Ausweg war, arbeiten zu gehen. Also das mit den Sorgen kenne ich auch. Das ist so beim ersten Kind. Bei zwei Kindern halbieren sich die Sorgen und beim dritten zuckt man nur noch mit den Schultern. Dazu kommt, dass umgekeht die Wehleidigkeit bei steigendem Wohlstand zunimmt. Also die gefühlte Sorgenlast ist heutzutage um ein Vielfaches schwerer als bei Menschen in einer Zeit mit hoher Kindersterblichkeit. Da hoffte man, dass von sechs Kindern wenigstens drei oder vier irgendwie durchkommen. Als ich nur ein Kind hatte, das einen Husten bekam, wollte ich Gott verfluchen und sterben.

Übrigens wollte ich nicht sagen, dass man von meinen Artikeln nur noch Überschrift und Teaser lesen soll. Das würde ich nicht empfehlen. Ich empfehle grundsätzlich, den ganzen Artikel zu lesen, koste es was es wolle. So schreibe ich ihn schließlich auch. Nur die Überschrift und den Teaser zu schreiben, hieße das Pferd von hinten aufzuzäumen. Ebensowenig zielführend wäre es, wieder arbeiten zu gehen, nur weil ich mir Sorgen mache. Dem Mann aus dem Artikel half die Struktur, die so ein Arbeitsplatz mit sich bringt. Das würde mir nicht helfen. Was mir helfen würde, wäre ein Mäzen. Oder eine Mäzenin. Oder besser 100 Mäzeninen und Mäzene, die mich zum Beispiel mit einem Förderabo unterstützen. Aber dafür müsste einer schon erstmal bis hierher gelesen haben. Denn das steht ja nicht im Teaser.

 

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