Ein Machtwort ist eine Ansage, die klarstellt, was gemacht wird und gegen die keiner etwas machen kann, weil der Ansager die Macht hat. Basta.
Bundeskanzler Friedrich Merz hätte jetzt, wie in der Zeitung zu lesen war, ein Machtwort gesprochen. Das wurde auch mal Zeit. Allerdings sei sein Machtwort verpufft. Worum es genau ging, spielt hier ersteinmal gar keine Rolle. Ich kann aber nachfühlen, wie dem Bundeskanzler jetzt zumute ist. Wenn man drei kleine Kinder hat, die nichts anderes im Sinn haben, als ihrem alten Vater auf der Nase herumzutanzen, sind Machtworte regelmäßig an der Tagesordnung. Nur zu gut weiß ich, wie es sich anfühlt, wenn sie verpuffen. Das tun sie nämlich auch regelmäßig. Ich kann noch froh sein, wenn ich nicht ausgelacht werde.
Das trauen sie sich noch nicht, aber das wird schon noch. Mein ältester Sohn scheut sich nicht mehr, mich in der Öffentlichkeit zu rügen, ich solle mit meinen Gedichten und Lebensweisheiten aufhören. Kürzlich hat er noch hinzugefügt, ich solle ihm lieber eine Geschichte aus meinem Leben erzählen. Das geht doch schon in die richtige Richtung. Leider hatte ich keine parat, obwohl ich schon Bücher mit solchen Geschichten gefüllt habe.
Aber auch das wird schon noch. Gerne würde ich ihm zum Beispiel die Geschichte von meinem ersten Schultag erzählen, aber daran fehlt mir jede Erinnerung. Die erste Schulgeschichte, an die ich mich erinnere ist die, wie ich beim Kippeln mit meinem Stuhl zusammengebrochen bin. Ich musste ihn nach Hause tragen, wo ihn mein Vater dann repariert hat. Er musste ihn schweißen. Oder die Geschichte, wie wir in der Autowerkstatt ein Lenkrad vom Schrotthaufen bekamen und noch eine Windschutzscheibe für ein Motorrad, woraus mir mein Vater dann im Garten ein Auto baute. Kinder brauchen jedenfalls keine Machtworte, sondern solche Geschichten. Und wenn ich es doch wieder mit einem Machtwort versuchen sollte, dann soll es verpuffen.
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