Wie ein Dödel by liedersaenger

Drei kleine Kinder vom Erzgebirge an die Ostsee zu verbringen und dort bei Laune zu halten, hat mit Urlaub ungefähr soviel zu tun, wie Nachtschicht mit Nachtruhe. Aber gemacht werden muss es.

Es begann mit Fieber. Ich zog die Reißleine. Es gibt einen James-Bond-Film mit Roger Moore, in dem sich ein Bösewicht namens „Beißer“ aus dem Flugzeug stürzt und die Reißleine seines Fallschirms zieht. Die reißt aber einfach nur ab und er kracht ungebremst in eine Scheune. Wir krachten ungebremst ins Fünfbettzimmer. Zwischenlandung zum Schulanfang. Nach der Nachtschicht dann Kinderprogramm und noch eine Nachtschicht. Dann Weiterfahrt Richtung Ostsee. Dann ging aber die gelbe Lampe an und im Display stand „Motorstörung – Werkstatt!“ Ich rief die Pannenhilfe. Ein bis zwei Stunden, hieß es am Telefon. Wir hatten aber Glück und ein freundlicher ADAC-Mann kam sofort, schenkte den Kindern kleine Bären und brachte uns in eine Werkstatt. Dann organisierte er ein Ersatzauto und brachte mich zur Mietwagenstation. Ein ähnlich geräumiges Fahrzeug, wie unser Pannenwagen war nicht verfügbar. Wir mussten ein Drittel unserer Fracht zurücklassen. Immerhin konnten alle Kinder mitfahren. Ich passte nicht mehr auf die Rückbank und war wieder Fahrer. Das war aber okay, denn das Mietauto war mit Abstandssensoren und Verkehrszeichenerkennung ausgestattet, bremste und beschleunigte von selbst und ich konnte Vögel beobachten. Allerdings musste ich noch lenken.

Unterdessen gingen die Nachtschichten weiter. Nach drei Tagen brach mein Immunsystem dann wegen des Schlafmangels vollständig zusammen und ich erlag völlig wehrlos dem geballten Vieren- und Bakterienbeschuss, dem ich ausgesetzt war. Zumindest von den Nachtschichten musste ich zwei Nächte lang Abstand nehmen, was aber nicht weiter schlimm war, da meine schöne Frau ohnehin nicht schläft und das bisschen nächtliche Kinderbetreuung auch noch mitmachen konnte.

Das Schwierigste am Vater sein ist, glaube ich, die eigene Rolle realistisch zu definieren. Man muss eine Aufgabe, quasi eine Nische finden, in der man sein Dasein fristen kann. In Kinderpflege, Kinderbetreuung, Kindererziehung kann man freilich mitmischen, aber wenn es wirklich mal drauf ankommt, ist man raus und steht daneben, wie ein Dödel. Wenn man also die Rolle als Ernährer und Beschützer nicht übernehmen will oder kann, was bleibt dann noch? Das wird sich zeigen müssen.

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