Die Digitalisierung der Öffentlichen Verwaltung ist eine Katastrophe. Wenn man aber bedenkt, dass die Umstellung von Tontafeln auf Leitz-Ordner gerade gestern war, ist eigentlich alles halb so wild.
Ach, Leute! Ich wollte den Kinderzuschlag bei der Familienkasse beantragen. Kann man gleich online erledigen. Man braucht dafür allerdings zur eindeutigen Identifizierung ein Konto bei BundID. Das ist mit einem Online-Ausweisfunktion-fähigen Personalausweis eigentlich schnell eingerichtet. Nur ein Code muss noch eingegeben werden, der an die E-Mail-Adresse geschickt wurde. Es kommt aber keine E-Mail an. Nicht im Posteingang, nicht im Spam-Ordner. Nirgends. Ohne Code, kein Konto. Ohne Konto kein Online-Antrag. Irgendwann am nächsten Tag kam der Code dann doch noch. Alles wird gut. Jetzt kann es bei der Familienkasse weitergehen. Bevor es aber dort weitergehen kann, muss man sein Profil freischalten lassen. Mit einem Freischaltcode. Bei der Erstellung des Freischaltcodes kommt es jedoch zu einem schwerwiegenden Ausnahmefehler und ich soll den Support kontaktieren. „Geben Sie jetzt ihre Nachricht ein!“ Ihr könnt mich mal!
Die Beantragung von Leistungen der öffentlichen Hand wird nach wie vor auf Papier erfolgen müssen. Man kann viel Zeit sparen, wenn man es gleich richtig macht. Aber was rede ich denn da? Es ist in díesem Universum, in das wir qua Existenz nun einmal geworfen sind, unmöglich, etwas richtig zu machen. Aus dem einfachen Grund, weil „richtig“ und „falsch“ Kategorien sind, die sich unsere Gehirne ausgedacht haben. Mit einer wie auch immer beschaffenen objektiven Realität haben sie freilich nichts zu tun.
Im Allgemeinen gilt ein einfacher Merksatz, der sich sehr schön an einem Beispiel verdeutlichen lässt, das das Leben selbst mir wieder in die Feder diktiert. Es geht so: Nehmen wir an, unser kleines Kind liegt seit circa dreißig Minuten schön im Mittagsschlaf. Da hören wir im Babyfon ein leises Rascheln, das auf eine Bewegung des sonst reglos mittagsschlafenden Kindes schließen lässt.Soll man jetzt ins Zimmer gehen um nachzusehen, wodurch das vielleicht leichter schlafende Kind zwar aufwachen, man es aber auch gleich wieder zum Weiterschlafen nötigen könnte? Oder soll man abwarten, ob das Kind vielleicht alleine weiterschlafen möchte, bis es andernfalls laut ruft oder weint, wonach es jedenfalls wach ist und auch bis zum frühen Abend bleibt? Die Antwort lautet: Egal. Wie man’s macht, ist es verkehrt und macht man’s gleich richtig, ist es auch verkehrt.

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