Wenn man Kinder beim Spielen beobachtet, könnte man auf die Idee kommen, sie haben nur Blödsinn im Kopf. Dabei tun sie das einzig Sinnvolle.
Unsere Küche ist der zentrale Raum unserer Wohnung. Von ihr gehen alle anderen Zimmer ab. Also quasi eine Diele. Nur eben mit Küche. Darin gibt einen Tisch. Es handelt sich um meinen alten Hochtisch, der sich leider inzwischen zum Problemtisch entwickelt hat: Es scheint unmöglich zu sein, mit diesem Möbel reinen Tisch zu machen. Er ist immer belegt. Also, nicht etwa gedeckt, dass man an ihm essen könnte, sondern vollgekramt mit Krimskram. Es finden sich auf ihm unter anderem Papiere, alte Postkarten, Münzen, Schlüssel, kaputtes Kinderspielzeug, Abfälle für die gelbe Tonne. Wenn man wirklich mal tabula rasa machen will, muss man alles in eine Kiste werfen und dann langwierig und aufwändig sortieren. Aber bevor man noch mit dem Sortieren fertig ist, hat man schon wieder einen vollgekramten Tisch.
Man kann es sich also sparen, den Tisch aufzuräumen und sich statt dessen mit etwas Sinnvollem beschäftigen. Aber was könnte das sein? Es gibt notwendige Beschäftigungen wie die Zubereitung von Mahlzeiten und Geschirrspüler ausräumen. Aber sinnvoll im Sinne von sinnstiftend ist das auch nicht. Ich muss sagen, dass ich Jahrzehnte lang vor mich hingelebt habe, ohne irgendetwas Sinnvolles zu tun, wenn ich von meiner Berufstätigkeit absehe. Erfreulicherweise hatte ich bei der Berufswahl ein glückliches Händchen, denn es gibt viele Berufe, in denen man seine Tage in vollständiger Sinnlosigkeit zubringt.
Kinder beschäftigen sich pausenlos mit völlig unnötigen Dingen. Nichts von dem, was so ein Kind tut, ist in irgendeinem Sinne notwendig. Sie vergessen sogar die Notdurft über ihren Beschäftigungen. Das scheint bei allen Kindern so zu sein, außer bei meinen. Sie beschäftigen sich nahezu niemals selbst, sondern müssen beschäftigt werden. Im Alltag bin ich dafür zuständig. Heute sind wir bei den Großeltern, die das übernehmen und ich kann mich wieder um meine eigenen Sachen kümmern. Wie sich aber herausstellt, ist dieses autistische Herumhacken auf einer Tastatur in hohem Maße sinnlos. Denn ich sitze allein in der Küche, während das wahre Leben gerade in den anderen Räumen des Hauses stattfindet.

