| In unserer Phylogenese bekamen wir mit dem aufrechten Gang zunächst die Hände frei. Aus dem Begreifen wurden Begriffe und die Sprache entwickelte sich. Eine kleine teuflische Maschine macht das alles wieder rückgängig.
Jetzt sind auch noch meine Handschuhe verschwunden. Es ist unwahrscheinlich, dass ich sie irgendwo draußen verloren habe. Schließlich fahre ich zur Zeit nicht Bus oder Bahn und wenn ich draußen bin, habe ich die Handschuhe an. Sie müssten also irgendwo in der Wohnung, im Haus oder meinetwegen auch im Auto sein. Sind sie aber nicht. Also werde ich diesen Winter mit eiskalten Händen den Kinderwagen durch das Erzgebirge schieben. Wenn wir unterm Dach dann wieder 37,5 Grad messen, werden meine Handschuhe schon wieder auftauchen. Vielleicht sind sie im Tiefkühler. Ja, warum nicht? Als ich unlängst den Vogel fürs Weihnachtsessen verstaut habe, musste ich ein bisschen umräumen. Kann sein, dass ich dabei erst Handschuhe trug, sie dann auszog und aus Versehen irgendwo eingebaut habe.
Aber was solls? Was man besitzt, kann und wird man eben früher oder später auch wieder verlieren. Viel schlimmer ist, dass ich mir jetzt einen Golferellenbogen zugezogen habe. Nicht etwa vom Golf spielen, sondern vom exzessiven einhändigigen Herumwischen auf dem Handy. Das ist schon ein bisschen peinlich. Es wird Zeit, dass das Handy seinen nächsten Etwicklungssprung macht und aus den Hosen-, Gürtel- und sonstigen Taschen verschwindet. Es ist einfach kein schöner Anblick, wenn sich Menschen auf diese Art beschäftigen und es ist eine schreckliche Vorstellung, dass die eigenen Kinder eines Tages so an der Bushaltestelle stehen.
Aber was soll man machen, wenn ein Großteil der Kommunikation mit dem Handy passiert und man sich nun mal bis über beide Ohren davon abhängig gemacht hat. Ich mache erst mal meine Ellenbogen-Dehnübungen. Vielleicht lässt sich das Handy ja auch schon vollständig mit der Sprache bedienen. Es ist jedenfalls wahrscheinlich, dass die Entwicklung diesen Weg nehmen wird. Schließlich kam nach dem Freiwerden der Hände die Sprache. Das ist vielleicht gut für Daumen und Ellenbogen. Aber was dann aus unserer Sprache wird, will ich mir lieber nicht ausmalen. |
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