Schöner Brauch

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Lobetal ist ein kleiner Ort nahe der großen Stadt Berlin, wo man leben und arbeiten kann. Die Menschen dort pflegen viele verschiedene Bräuche. Zum Beispiel den „Lebendigen Adventskalender“.

 

 

Wir sind mal wieder spät dran. Denn die Weihnachtsdeko wird im Erzgebirge unmittelbar nach dem letzten Sonntag im Kirchenjahr herausgeholt, aufgestellt und installiert. Spätestens am Montag abend hätte hier alles leuchten müssen. Das haben wir nicht geschafft. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir es vor dem ersten Adventssonntag noch hinkriegen. Dazu gehören allerdings auch die Adventskalender. Beim ersten Kind besorgt man 24 verschiedene Kleinigkeiten, die man schön verpackt und als Adventskalender aufhängt. Beim zweiten merkt man, was man sich mit dem schönen Brauch aufgeladen hat und spätestens beim dritten werden sich alle drei darauf freuen, wieder ein neues Türchen zu öffnen, um das Bildchen einer Trompete oder das eines Schneemannes zu bestaunen.

Für die Erwachsenen gibt es den lebendigen Adventskalender: Jeden Tag öffnet einer der Nachbarn seine Türe, hinter der es dann vielleicht Glühwein gibt oder eine frohe Weise angestimmt wird oder auch beides zusammen. Man kann zur Not auch ein Gedicht aufsagen. So stelle ich mir den lebendigen Adventskalender vor. Ich selbst hatte noch keine Gelegenheit, an solchen gesellschaftlichen Höhepunkten teilzunehmen, bei denen das Weihnachtliche gewissermaßen aus dem Privaten herausgeholt und wieder in die Mitte der Gesellschaft gestellt wird. Es gehört schon auch ein bisschen Überwindung dazu, jeden Abend rauszugehen und einen Nachbarn zu besuchen. Früher oder später ist man dann, was vielleicht noch herausfordernder ist, selber dran.

Was, wenn ausgerechnet dann keiner kommt? Einerseits gut, wer weiß, was gerade für Wetter ist und dann trampelt einem keiner den ganzen Matsch in die gute Stube. Andererseits, wie sieht das dann aus? „Warst du gestern da?“ „Nee wir konnten nicht.“ „Wir auch nicht. War überhaupt einer da?“ „Ich glaub nicht.“ „Ich auch nicht.“ Na ja, das mit dem Türchen öffnen hat schon was. Ich hätte es ruhig mal machen können. Und vielleicht wäre ja doch einer gekommen und wir hätten Glühwein getrunken und gesungen. Und wir würden uns heute noch zum Advent Karten schreiben.

 

Schöner Brauch.pdf

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