Bitte wundern!

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Wem in den kommenden vier Wochen Seltsames und Merkwürdiges widerfahren sollte: Bitte wundern! Es ist Advent. 

 

Als ich vor kurzem beim Bäcker ein Brot kaufte – früher hätte ich für das Geld einen Wocheneinkauf gemacht – also, als ich aus dem Bäcker heraustrat – der Fairness halber muss ich sagen, dass ich auch noch vier Pfannkuchen gekauft hatte – als ich also durch die Tür ins Freie trat, bekam ich einen gewaltigen Schreck. Ja, ich kriegte sozusagen einen Mordsschrecken, das Blut gefror mir in den Adern, ich war kurz davor, überzuschnappen, denn mein Fahrrad, mein fast noch neues Elektrofahrrad war weg. Im gleichen Augenblick, fiel mir aber ein, dass ich mit dem Auto hier war und ich beruhigte mich wieder.

So etwas passiert schon mal in dieser wunderlichen oder besser an Wundern reichen Adventszeit. Das ist die Zeit, in der das Wunderbare durch das Gewöhnliche hindurchschimmert. Die Zeit, in der man eine Ahnung davon bekommt, dass der graublaue Himmel etwas vor uns verbirgt, etwas verbergen soll, das wir aber in diesen Tagen durscheinen sehen, wenn uns das Herz nicht hart geworden ist über all dem irdischen Klein-klein, dem Gezänk und Geplänkel und über all dieser Dummheit. Ich bin auch ins Bad gegangen, um mich für eine Kinderwagenrunde etwas wärmer anzuziehen, machte mich aber beinahe bettfertig, mitten am Vormittag. Manche andere vergessen in diesen Tagen ihre PIN. Das ist alles nicht weiter bedenklich sondern ganz normal.

Denn wir sind eben alle nicht nur von dieser Welt. Nein, nicht alle, es gibt auch die ausschließlich diesweltigen, aber die brauchen wir nicht zu bedauern oder gar zu beweinen. Sie haben hier alles, was sie brauchen. Sie können das Licht gar nicht sehen, das uns in der Adventszeit so durcheinander bringt. Durcheinander sind wir, weil wir nicht wissen, wozu es diese Welt gibt und wozu wir von der anderen überhaupt wissen. Vielleicht sind die, die es nicht wissen besser dran. Auch das weiß letztlich keiner. Soviel Nichtwissen macht einen eben ein bisschen kirre. Aber auch ein bisschen ungeduldig und erwartungsfroh. Denn wer – und das will ich jetzt wirklich mal wissen: Wer weiß?

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