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Wir haben gebucht. Vielleicht aus Neugier? Vielleicht aus Verzweiflung? Ich war der Meinung, mit drei kleinen Kindern könne man nicht in den Urlaub fahren. Meine anmutige Geliebte teilte diese Meinung nicht. Da sie immer Recht hat, blieb mir nichts anderes übrig, als zu buchen. Aber dieses Mal haben wir den Bogen überspannt. Es ist das All-Inclusive-Premium-Paket in einem Familienhotel im Müritz-Nationalpark. Keiner von uns hat so etwas schon mal gemacht. Aber es gibt keine andere Möglichkeit. Wenn schon Urlaub, dann so. Die großen Kinder werden von professionellen Animateuren betreut und selbst für das Baby gibt es Angebote. Wir zwei Erwachsenen werden wandern, radfahren oder lesen. Mal sehen, wie das Wetter wird.
Alles kein Problem soweit. Die Probleme beginnen wahrscheinlich beim Frühstück. Gebucht ist ein fester Familientisch, Buffet, Kinderbuffet, ja sogar Babybuffet. Aber da geht es schon los. Um ans Buffet zu gelangen, muss man seinen festen Familientisch, der wahrscheinlich mit einem Handtuch markiert ist, verlassen. Dabei kreuzt man unweigerlich fremdfamiliales Territorium. Außerdem wird man, ohne dass man darum gebeten hätte, Ohren- und Augenzeuge sämtlicher kindlicher Verhaltensoriginalitäten einschließlich der meist weniger originellen elterlichen Reaktionen darauf.
Unter diesem Gesichtspunkt könnte das Frühstück aber wieder interessant werden, wenn es uns gelingt, die nötige Distanz zu wahren und den Urlaub quasi als pädagogische Studienfahrt zu verstehen. Ja, in der Tat. Distanz ist gefragt und leider auch Abstinenz. Letzteres mindestens in doppelter Hinsicht. Einmal muss man sich für die Dauer des Studienaufenthaltes eigener pädagogischer Betätigung enthalten. Zweitens könnte es dem Erfolg unserer Studien wenig zuträglich sein, sämtliche includierten Biere und Weine zu verkosten. Es sei denn, das Studienziel wird noch einmal umgewidmet. |
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