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„Da bin ich wieder, meine lieben Freunde!“, sagt unser ältester Sohn manchmal, wenn er nach stuhldrangbedingter Unterbrechung einer Mahlzeit wieder zurück ins Esszimmer kommt. Zwar brandet ihm weder Applaus entgegen, noch lassen sich irgendwo Jubel und Begeisterung ausmachen, aber das bringt ihn noch nicht aus dem Gleichgewicht. Er besteigt seinen Thron an der Stirnseite des Tisches, befiehlt kurz: „Ranschieben!“ und fährt unablässig fort, uns seiner Gedanken teilhaftig werden zu lassen. „Ich wünschte, man müsste nur in den Kindergarten, wenn man will.“ Und da waren sie wieder: Die drei pädagogischen Schlüsselbegriffe. Wünschen, wollen und müssen. Darum geht es im Leben und wer das begriffen hat, hat schon mal eine ganze Menge verstanden.
Manche begreifen es freilich nicht und werden es auch niemals begreifen. Die Kategorie „müssen“ gibt es für sie quasi nicht und sie werden von einem Wollen beherrscht, dem es unter den Wolken leicht zu eng werden kann. Wir, die wir noch müssen, müssen uns vor solchen Menschen fürchten und in Acht nehmen. Unseren Kindern können wir ihr Schicksal zur Ermahnung vorführen, wenn sie an ihrer maßlosen Gier ersticken oder platzen und alles, was ihnen zu nahe gekommen ist, in den Abgrund reißen.
Allerdings ist es nun aber leider so gekommen, dass diese Menschen mit dem übergroßen Wollen sich derart vermehrt haben, dass es sich gar nicht mehr vermeiden lässt, einem von ihnen zu nahe zu kommen. Man fragt sich doch bang, woran das liegen könnte und ob wir, weil inzwischen selber Eltern, die eigene Brut auch mit viel zu großem Wollen auf die Welt loslassen, das rechtzeitig in seine gebührenden Schranken zu weisen wir aus Bequemlichkeit sträflich vernachlässigt haben. Denn natürlich könnte unser Kind nur in den Kindergarten müssen, wenn er will. Aber wer will, der muss ja schon nicht mehr. Aber das Müssen scheint es, wohldosiert selbstverständlich, als Gegengewicht zum Wollen nun mal geben zu müssen. Und wie, um alles in der Welt, soll man das ohne Kindergarten begreifen? |
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