Am besten reich, gesund und in der Schweiz – und Pirna ist das Tor zur Schweiz. Allerdings zur Sächsischen.
Ich bin allein. Allein zu Hause. Es muss so ziemlich genau fünf Jahre her sein, als so etwas zum letzten Mal vorgekommen ist. Zum Glück verfüge ich über einen reichen Erfahrungsschatz mit dem Allein-zu-Hause-sein aus den Jahrzehnten vor 2020. Ich fuhr zum Beispiel gerne mit dem Fahrrad nach Altenhof an den Werbellinsee zum Fischbrötchen essen. Zwar gibt es hier weit und breit kein vergleichbares Gewässer, aber ich hätte zur Köhlerhütte fahren können, ein beliebtes Ausflugslokal, in dem meine schöne Frau und ich unsere Hochzeitstage zu feiern pflegen. Allein die große Hitze verbot mir heute jegliche Aktivität im Freien. Ich blieb also zu Hause und beobachtete, wie sich die Quecksilbersäule des Thermometers an die 30 Grad Celsius heranschob.
Wir schauen oft wehmütig aus dem Fenster auf unsere Gartenhausterasse, die uns an heißen Sommerabenden so verlockend erscheint. Aber wir können nicht hin, wegen der Kinder. Nicht mal einer allein könnte dort sitzen, weil es immerhin vorkommen kann, dass man gleichzeitig zu zwei Kindern muss, damit sie schön weiter schlafen. Wenn ich also schon mal allein zu Hause bin, wäre doch wohl klar, wo ich diesen Sommerabend zubringen würde. Gedacht, gemacht. Ich schulterte ein Hefeweizen aus dem Kühlschrank und ging um 20:00, als das Quecksilber in der Wohnung die 30-Grad-Marke riß, in den Garten. Die Terasse hatte immer noch Halbschatten. Nach mehr als acht Stunden Photonenbeschuss feuerte sie jetzt zurück. Das Haus im Rücken strahlte wie ein Kachelofen und das kühlschrankkalte Hefeweizen war bei 34 Grad nach dem Eingießen handwarm. Ich kippte vier Gießkannen Wasser ins Gewächshaus und ging wieder in die Wohnung.
Aber die kühlt sich heute nicht mehr so richtig ab. Jetzt könnte ich vielleicht wieder auf die Terasse, bin aber schon zu müde, um mich noch einmal aufzuraffen. Ja, ich habe mich müde geschrieben! So sieht’s aus. Außerdem müsste ich mal was essen. Axel, mein alter Freund, hat immer gesagt: „Ich kann zum Essen kein Bier trinken“. Ich glaube, das liegt am Alter. Ich kann nicht essen, wenn ich Bier trinke. Das müssen wir vielleicht noch mal besprechen. Ab morgen. In Pirna.

Schreiben Sie einen Kommentar