Dem einen sin Uhl, dem andern sin Nachtigall

Man kann es nicht allen recht machen. Das muss man aber auch gar nicht, wenn es schön sein soll.

Ich bin also in Pirna gewesen. Oder müsste es heißen, „ich war also in Pirna gewesen“? Vor zwei Wochen hätte ich noch schreiben können: „Ich werde in Pirna gewesen sein.“ Wie auch immer. Ich – Pirna. Fertig. Der wahrscheinlich schönste Biergarten der Stadt liegt nahe der unmerklich dahinfließenden Elbe. Er ist vom Bahnhof Pirna aus in weniger als einer halben Stunde fußläufig zu erreichen und nicht zu verfehlen, wenn man immer schön an der Elbe entlang wandert. Es ist unbedingt zu empfehlen, in der zugehörigen Pension ein Zimmer zu buchen, will man die in fröhlicher Sitzung erworbene Bettschwere nicht wieder durch unnötiges Herumlatschen zunichte machen.

Das Wappen der Stadt zeigt einen Birnbaum, der von zwei Löwen flankiert wird. Vermutlich liegt das daran, das „Pirna“ im Idiom der Eingeborenen wie „Birne“ klingt. Mit der Bahn gelangt man von Pirna übrigens schnell nach Rathen. Was es mit dem Namen dieses Kurortes auf sich hat, wird schnell klar, wenn man bei der Fahrkartenkontrolle in der Bahn einfach sagt, man steige in Rathen aus. Der Schaffner sagt dann: „Das konnte ich ja nicht wissen.“ und lässt einen in Ruhe. Er glaubt, man will dort bezahlen. Also in Rathen. (Hier hat der Text jetzt eine ziemlich lange Pause, weil nach kurzer Stille -das muss man aushalten- nicht enden wollendes Gelächter und Applaus aufbranden.)

Apropos aufbranden: Mein alter Freund Axel ist ja gerne im schönen Brandenburg unterwegs, namentlich in der Uckermark, wo es sich in der Tat ein bisschen komfortabeler laufen läßt, als im Sandstein, wo man wie ein Bergzicklein bald bergauf und bald bergab springen muss. Während der eine Felsen den Aufstieg mit einem schönen Biergarten belohnt (Rauenstein), hat der andere nur nackten Fels und kahle Ödnis zu bieten (Schrammsteine). Was dem einen sin Uhl, ist dem andern sin Nachtigall. Womit wir auch schon beim Frühstück wären. Das darf in der Sächsischen Schweiz gerne deftig daherkommen und heißt zum Beispiel „Markt“, „Altstadt“, oder „Copitz“. Mit „Copitz“ bekommt man einen Suppenteller voll Rührei mit Speck, Wurst, Schinken, Zwiebelmett und zwei kleine Grillwürste. Obst eher nicht. Auch keine Birne. Höchstens eine Physalis.

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