Die Sache mit der Wasseruhr war dann doch halb so schlimm. Das Wasser war weg und die Kröte war gar nicht tot, sondern hüpfte munter in der Grube herum. Ich musste zu ihr hinuntersteigen, weil ich die Wasseruhr durch das Fernglas nicht ablesen konnte. Kein Bild, kein Ton. Wie reagiert eine Kröte, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlt? Sie stellt sich offenbar tot. Gut so. Uhr ablesen. Deckel zu. Schauen wir im Herbst wieder nach, wie es ihr ergangen ist. Verhungern wird sie dort unten jedenfalls nicht. Ich habe gesehen, wie sie mit ihrer langen Zunge eine Wanze gefangen hat. Feucht ist es auch, was will sie also mehr?. Vermehren kann sie sich ja hoffentlich nicht.
Aber was sagen wir denn nun unseren Kindern, wenn sie uns fragen, was mit der Welt da drau8en los ist? Sie fragen uns natürlich nicht, dazu sind sie noch zu klein. Aber wenn sie es täten, würde ich erwidern: Ja, was soll schon los sein, mit der Welt? Verrückt geworden ist sie. Aber richtiger wäre es, zu sagen, sie ist verrückt geblieben. Denn verrückt war sie schon immer. Wir können es nicht ändern. Wir können nur versuchen, selbst nicht ganz so verrückt zu sein, wie die restliche Welt. Aber retten kann uns das freilich nicht.
Das muss es aber auch nicht. Was in der Welt ist, kann auch mit ihr untergehen. Das ist nicht weiter schlimm und wird auch nicht heute oder morgen passieren. Und bis es soweit ist, kann man sich jeden Tag an ihr erfreuen und an ihr leiden. Lezteres zum Beispiel, wenn einen die kleinen Kinder des Nachts nicht schlafen lassen. Darüber kann man sich dann zwei Stunden lang schwarz ärgern. Bis einem einfällt, dass man auch ohne Kinder nachts aufwacht und völlig sinnlos wachliegt, ohne wenigstens eine verängstigte Kinderseele zu trösten. Und dann freue ich mich natürlich darüber, Riesenmöhren und Gurken ernten zu können. Am allermeisten freue ich mich aber darüber, dass ich mein Gemüse am Ende des Tages nicht trocken hinunterwürgen muss.

Schreiben Sie einen Kommentar