Gute Textanfänge, oft!

Den Prozess, der die Gehirne hervorgebracht hat, die diesen Text lesen und verstehen können, nennen wir Evolution. Was dagegen das Gehirn hervorgebracht hat, das diesen Text zusammengeschustert hat, liegt im Dunkeln.

Es regnent. Was eigentlich nicht verwundern kann, denn wir leben auf einem Wasserplaneten. Wasser von unten, Wasser von oben. Was unten ist, muss hoch und was oben ist, muss runter. Ein Kreislauf. Darum regnet es. Wenn es warm und trocken ist, könnten wir auch sagen: Es verdunstet. Manchmal habe ich gute Textanfänge. Oft sogar. Das ist mir schon mal von einer richtigen Schriftstellerin bescheinigt worden. Aber dann wird der Rest schnell flach und am Ende, naja, über das Ende hat die richtige Schriftstellerin sich gar nicht mehr geäußert. Wahrscheinlich gibt es sehr wenige Menschen, die einen Text von mir bis zum Ende durchlesen. Man verliert zwischendrin einfach die Lust.

Das Problem ist der Flow. Ich komme nicht in den Flow, weil ich keinen Text am Stück durchschreiben kann. Ich muss immer unterbrechen. Schreibe ich mittags, dann, weil das Kind zur Unzeit aufwacht. Schreibe ich abends, dann, weil sonst der Ofen ausgeht. Ja, zurzeit muss ich ihn entweder zumachen, damit nicht alles gleich durch den Schornstein fliegt oder nachlegen, damit er schön heiß bleibt. Und außerdem stehe ich nun da mit diesem Textanfang von vor einer Woche Mittags, als es so geregnet hat. Ein guter Anfang! Aber wie soll man bitte schön nach einer ganzen Woche da weitermachen, wo man aufgehört hat?

Das Problem ist nicht, dass es nicht mehr regnet. Das Problem ist, das der Flow weg ist. Man kommt auch nicht mehr rein und wenn, dann ist es ein anderer Flow. Nichts passt zusammen. Aber so ist das eben. Der Evolution soll es übrigens genauso gehen. Bevor sie so richtig in den Flow kommt, wird sie unterbrochen und muss dann sozusagen mit Textanfang von voriger Woche irgendwie weitermachen. Was bis jetzt dabei herausgekommen ist – naja, was soll ich sagen? Sie hatte doch ganz vielversprechend angefangen, die Sache mit dem Leben und so. Was wäre da nicht alles möglich gewesen. Aber dann… Über das Ende kann man freilich noch nichts sagen. Vielleicht ist das ihre Masche. Sie schreibt einfach immer weiter. Und weiter. Und weiter.