Im Rheinland sagen sie: „Et kütt, wie et kütt.“ Das gilt für Rheinländer, Nicht-Rheinländer und sogar für Kröten.
Die Kröte lebt. Gerade noch. Beim Abstellen des Gartenwassers in der Grube sind wir uns noch einmal begegnet. Sie bewegt sich noch, aber es reicht nicht mehr zur Flucht. Können Kröten ihre Körpertemperatur selbst regulieren? Oder sind sie bei Kälte bewegungsunfähig? Halten sie Winterschlaf? Das könnte man jetzt alles googeln, aber wir wollen uns ja nicht ablenken lassen. Bis zum Frühjahr, wenn das Gartenwasser wieder angestellt wird gibt es jedenfalls keinen Grund mehr, für einen Besuch in der Grube. Wenn dann das Grundwasser wieder steigt, kommt das Tier vielleicht aus eigener Kraft frei, wenn es den Winter im Loch übersteht.
Meine schöne Frau hat mich gefragt, ob ich die Kröte nicht retten will. Ich könnte sie mit einer Schaufel aus ihrem Elend befreien. Es würde mich zwar einiges an Überwindung kosten, doch noch einmal in die Grube zu klettern und dann auch noch eine halbtote Kröte aufzuschaufeln. Aber ja, es wäre möglich. Aber wäre das wirklich eine Rettung für das Tier? Würde es nach so langer Zeit in der finsteren Grube draußen im hellen Sonnenlicht noch klar kommen? Würde es nicht vielmehr versuchen, den Weg nach Hause zu finden, wo immer es einmal hergekommen sein mag? Dabei würde es unweigerlich eine der großen, vielbefahrenen Straßen überqueren müssen, was wiederum sein sicherer Tod wäre.
Vielleicht geht es der Kröte in meiner Grube aber auch gut. Wie auch immer sie dort hineingekommen ist, hat sie sich den Ort möglicherweise selbst gewählt. Ich glaube, diese Tiere sind nachtaktiv, die Dunkelheit macht ihr also nichts aus. Kann sein, die Grube ist ein Schlaraffenland für Kröten, weil ihnen die Nahrung da drin direkt ins Maul fällt. Sie müssen nur auf dem Boden sitzen und es aufsperren. Nur fortpflanzen kann sich das Tier dort unten nicht und muss gewissermaßen zölibatär leben. Ich dachte lange Zeit, das wäre auch mein Schicksal und hatte mich fast schon damit abgefunden. Ich bin ganz froh, dass es anders gekommen ist, aber so schlimm war das nun auch wieder nicht.


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