„Wenn einer, der mit Mühe kaum gekrochen ist auf einen Baum, schon denkt, dass er ein Vogel wär, so irrt sich der.“ Wilhelm Busch
Wenn ich hin und wieder mit mir selbst ins Gericht gehe, muss ich doch feststellen, dass ich mich am liebsten zu Sachverhalten äußere, von denen ich am wenigsten Ahnung habe. Als ich noch keine Kinder hatte, waren das pädagogische Fragestellungen. Jetzt sind es die Gegenstände aus der IT-Welt. Abends auf der Couch doziere ich vor meiner schönen Frau über persistente Objekt-Caches, HTML-Code und RSS-Feeds. Dass ich davon aber auch überhaupt nichts verstehe, liegt auf der Hand. Das weiß natürlich auch meine schöne Frau und wenn sie über meinem unausgegorenem Gestammel schließlich in den Schlaf gesunken ist, erfüllt mich die Dankbarkeit darüber, dass sie es mir nicht nachträgt, dass ich mal wieder ihre kostbare Zeit verschwendet habe.
Dessen ungeachtet muss ich aber weiter herumexperimentieren und zum Glück ist dieses Mal nichts weiter passiert, als dass sehr viele E-Mails in die Welt hinausgeflogen sind. Das erinnert mich ein bisschen an den Tag (Weltfriedenstag?), an dem zum Fahnenappell ein Korb mit weißen Tauben geöffnet wurde, die alle in den Himmel flogen, eine Ehrenrunde drehten und dann irgendwohin verschwanden.
Wie nun unschwer zu erkennen ist, handelt es sich bei diesem Text um mein Bewerbungsschreiben für die Stelle als Social-Media-Redakteur. Von den gesuchten Fähigkeiten habe ich keine einzige, aber die Sache mit dem ortsunabhängigen Arbeitsplatz gefällt mir eben ganz gut. Aber ortsunabhängig oder nicht, einen Arbeitsplatz müsste man schon haben. Daran würde das Projekt schon scheitern, denn ich habe hier zwar einen Schlafplatz und meinen Essplatz. Zum Arbeiten müsste ich aber ein Büro mieten. In einem der Nachbarhäuser ist gerade tatsächlich eine kleine Wohnung zu vermieten. Auf deren Terasse hatte der Vermieter Wahlwerbung für die Freien Sachsen stehen. Der Gedanke, diese Wohnung als Büro zu mieten und dort für einen Verein zu arbeiten, der sich für Demokratie, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit einsetzt, gefällt mir schon wieder.
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