Zur Vernunft kommen

Auch mit gedämpften, schwachen Stimmen – wird diese nächste Wahl entschieden!

 

Früher dachten wir ja, dass sich die Welt einfach immer weiter dreht und so bleibt, wie sie ist. Dann kam die „Wende“ und kein einzelner Mensch hat mehr im Kopf, was sich seitdem alles verändert und bewegt hat. Im Großen und Ganzen übrigens zum Besseren, was sich an nebeligen Februartagen leider ganz und gar nicht so anfühlt. Und dann soll man auch noch die Abgeordneten des nächsten Bundestages wählen, was man nur falsch machen kann, was einem wiederem das Gefühl geben wird, als sei man an dem ganzen gefühlten Elend selbst schuld.

Der Stimmzettel ist übrigens an der rechten oberen Ecke abgeschnitten, um das Anlegen einer Schablone zu erleichtern. Ich wollte wissen, wo man so eine Schablone bekommen kann. Meine schlagfertige Freundin, die ich nicht zuletzt wegen ihres Mutterwitzes geheiratet habe, meinte, die Schablonen wären wohl bei der AfD erhältlich. Es handelt sich aber um ein rein technisches Hilfsmittel für Sehbehinderte, das einen keineswegs der eigenen Verantwortung enthebt. Also mache ich meine Kreuze wieder ohne Schablone und werde mich darüber wundern, warum es wieder so viele ganz anders machen. Trösten muss ich mich dann damit, dass immerhin die rechte Ecke des Stimmzettels abgeschnitten ist und nicht die linke.

Der Nebel lichtet sich: Ich kann heute wählen. Vor der „Wende“ hieß wählen, die Kandidaten der „Nationalen Front“ bestätigen. Ich habe viel mehr Geld. Als Diakonenschüler in der DDR bekam ich ein Stipendium von 120 Mark. Die gingen drauf für Miete (26 Mark), Vollverpflegung (84 Mark) und freiwillige Krankenversicherung (10 Mark). Mit der „Einheit“ beantragte ich Ausbildungsförderung und bekam fast 500 DM, verpflegte mich selbst und die Miete blieb vorerst bei 26 DM. So ging es eigentlich immer weiter. Meine Wohnsituation hat sich stetig verbessert. Ich habe drei Kinder, die alle über längere Zeiträume einen Vollzeit-Papa haben. Worüber will ich mich also eigentlich beklagen? Wir wissen nicht mehr, was die Zukunft bringt, das ist anders als früher, und das macht vielleicht der einen weniger, dem anderen mehr Angst. Aber Angst war noch nie hilfreich, wenn man etwas ändern will. Und sie ist vor allem immer eines: Irrational.

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