Man kann nicht immer nur machen, was man müsste. Und der Ernst des Lebens lernt jetzt bald laufen.
Von verschiedener Seite ist mir jetzt zugetragen worden, ich müsste mal wieder was schreiben. Und das trifft den Nagel so ziemlich auf den Kopf. Aber ich müsste auch mal wieder durch den Wald rennen oder wenigstens ein bisschen Schultergymnastik machen. Müsste, müsste, Fahrradkette. Man kann nun mal nicht immer nur machen, was man müsste. Jedenfalls nicht, wenn man im Ernst des Lebens angekommen ist. Früher, ja, früher hätte ich das alles machen können. Da ging ich 20, 30 oder 40 Stunden in der Woche zur Arbeit und dann – hatte ich frei! Ich weiß noch, ich saß ganze Wochenenden vor dem Computer und starrte auf einen weißen Bildschirm. Ich wollte in zwei Tagen fünf Kolumnentexte schreiben, damit ich es dann hinter mir hatte. An guten Wochenenden schaffte ich drei. Meistens nur einen.
Zurzeit gehe ich gar nicht arbeiten, um meine schöne Frau bei der Elternarbeit zu unterstützen. Aber das würde mich nicht daran hindern, etwas zu schreiben. Nein, es waren zuerst die Videotelefon-Kameras, deren Einrichtung alle Kapazitäten erforderte. Das klapprige WLAN ließ sich nämlich nicht wirklich bis in den Garten verlängern. Ich brauchte eine stabile Lösung und wenn ich keine Satellitenantenne installieren wollte, ging das nur mit einem LTE-Router. Dann ging zu Hause der Fernseher nicht mehr. Wir gucken fast nie fern – nur jeden Abend das Sandmännchen. Wir mussten das Kabelfernsehen unseres Vermieters anzapfen und abzweigen. Dann kam das Unwetter.
Der Blitz hat irgendwo eingeschlagen und den Videorecorder kaputt gemacht, mit dem wir gerade angefangen hatten, uns von der festen Sendezeit des Sandmännchens unabhängig zu machen. Ich musste mich nach einem Ersatzgerät umsehen. Weil ich schon mal dabei war, wollte ich auch gleich noch smarte Lautsprecher in allen Räumen installieren. Dann hatte Vodafone die Idee, unseren DSL-Anschluss zu moderenisieren, wodurch ich den Router neu einrichten musste. Eigentlich Minutensache, aber ich brauchte einen ganzen Tag. Jetzt ist alles fertig, was man daran erkennen kann, dass ich wieder schreibe. Meine schöne Frau tänzelt mit zwei Kindern auf dem Arm duch die Räume, in denen jetzt den ganzen Tag schöne Musik spielt. Jetzt repariere ich noch ihr Fahrrad, damit sie auch mal Brötchen holen fahren kann. Und dann mache ich Schultergymnastik.

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