Wenn der Sommer unwiderruflich vorbei ist und der nächste Frühling noch in weiter Ferne liegt, bleibt einem nichts weiter übrig, als sich den Herbst schönzuschreiben. Und er ist ja auch gar nicht schlecht.
Wir hatten ein gutes Jahr. Ich habe Kartoffeln aus der Erde geholt, die so dick sind, wie sie es nur bei den dümmsten Bauern sein können. Dieser Winter wird als Zucchini-Winter in die Geschichte eingehen, so viel haben wir jetzt von dem Gemüse geerntet. Vielleicht sind es aber auch Kürbisse, so genau wissen wir das nicht. Gurken hatten wir so viel, dass wir sie verschenken mussten und wenn jetzt noch die Tomaten rot werden, haben wir ausgesorgt. Der erste Schritt in Richtung Selbstversorgung ist also gemacht. Verhungern werden wir in diesem Winter nicht. Allerdings rückt der Tag näher, an dem ich wieder in die Grube steigen muss, um mein Gartenwasser abzustellen. Dann wird sich weisen, welches Schicksal die Kröte ereilt hat, die dort unten haust.
Ja, der Alltag ist wieder eingekehrt. Wir können aufatmen. Die großen Kinder sind im Kindergarten, der Jüngste tritt in seine zweite Mittagsschlaf-Stunde ein und meine schöne Frau ist auf Arbeit. Alles ist friedlich. Wenigstens hier, in unseren vier Wänden. Mir gefällt das gut. Darum habe ich mich bei meiner Familie auf die ausgesprochen gut dotierte Stelle als Hausmann beworben. Heute beginnt sozusagen meine Probezeit, in der ich zeigen kann, was ich drauf habe. Die Chefin gibt sich erst mal noch kritisch. Aber ich glaube schon, dass ich sie überzeugen kann.
Wir ziehen wieder dickere Jacken an und früh wird bereits an den Autoscheiben gekratzt. Das Hefeweizen ist jetzt dunkel und die Kinder schlafen wieder länger. Wenn jetzt die Sonne scheint, wirkt sie ein bisschen wie altersmilde, nicht mehr bedrohlich und wir müssen uns nicht mehr vor ihr schützen. Die Natur verblüht und ist doch noch mal schön, bevor sie dahinwelkt. Wir rücken alle etwas zusammen und werden schon bald wieder damit beginnen, abends ein Feuer anzuzünden. Auch das Licht in uns wird schwächer und wir brauchen einander, um uns zu wärmen. Es ist Herbst.

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