Ein altes Hausmittel by liedersaenger

Habe ich eigentlich schon die Geschichte erzählt, wie wir mal mit 40 Kindern in Österreich waren? Kinderfreizeit in einer Hütte auf einem Berggipfel. 40 Kinder, 10 Betreuerinnen und Betreuer – ältere Jugendliche und Erwachsene. Nach einer abenteuerlichen Bahnanreise erreichten wir glücklich unser Ziel – und es fing an zu regnen. Es regnete und regnete und regnete jeden Tag. Wir konnten nicht raus. Nach drei Tagen lagen wir verzweifelt in unseren Schlafkojen und ließen dem Unheil freien Lauf. Die Kinder sprangen im Dreieck, es herrschte ohrenbetäubender Lärm und wir konnten nicht hinaus, weil es so regnete. In nächtlichen Teamsitzungen gaben wir uns gegenseitig die Schuld an dem Desaster. Es gab nur einen Lichtblick in diesen trüben Tagen: Jeden zweiten Tag mussten zwei Betreuer mit dem PKW auf einem holprigen Waldweg den Berg hinunter fahren und in der Stadt Lebensmittel einkaufen.

Daran muss ich manchmal denken, wenn wir bei Regenwetter alle fünf einen ganzen Tag lang in unserem Dachgeschoss bleiben müssen. An Flucht in Einkaufsfahrten ist nicht zu denken, weil 1. Wochenende ist und man 2. mindestens zwei Kinder mitnehmen müsste. Man könnte sich auf dem Klo einschließen, ist dort aber weiter der Geräuschkulisse von umfallenden Kindern mit anschließendem Wutgeheul ausgesetzt.

Hin und wieder vibriert dann meine Uhr und erinnert mich daran, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Atemübung wäre. Sechs Minuten lang bewusst eiiiiiiiiiiin- und wieder auuuuuuuuuuuuuuussssssss-atmen. Ich muss aber erst noch eine Kamera installieren, die dann auch aufnimmt, wie ich inmitten des tosenden Wochenendes sitze und atme. Die Kinder werden ihren Spaß daran haben. Wem das zu blöd ist, dem empfehle ich ein altes Hausmittel, das sich bewährt hat: Jeden Tag so gegen elf Uhr ein schönes großes Glas Milch.

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