Die letzten zehn Minuten by liedersaenger

Um vier gehen die Sterne an. Ich sitze gerne im Halbdunkel und warte auf den Moment, in dem sich die Steckdose einschaltet. Noch zehn Minuten. Irgendwo muss in einem der Schränke noch eines dieser Ungetüme von Zeitschaltuhr verborgen liegen und auf seine finale Entsorgung warten. Hatte man früher so. Heute macht das das Smarthome. Das ist eine feine Sache, aber wenn mal das Internet ausfällt, sitzen wir ohne Heizung im Dunkeln. Aber noch haben wir ja Kerzen und einen Ofen.

Fünf vor vier. Wenn um fünf nach vier noch alles dunkel ist, hat irgendwas nicht funktioniert. Dann beginnt die Fehlersuche. Ich bin leider kein besonders erfolgreicher Fehlersucher. Meistens finde ich nichts. Das Treppenlicht zum Beispiel. Es ist eine smarte Glühlampe in Verbindung mit einem Bewegungsmelder. Oft geht das Licht nicht an und ich weiß nicht, warum nicht. Aber wenn ich die Batterie aus dem Bewegungsmelder nehme und wieder einsetze, geht es wieder. So entstehen immer mehr Handlungsabläufe, die man eigentlich nicht mehr schlüssig erklären kann, falls mal einer fragt, warum man das macht. Ich könnte das Treppenlicht auch immer von Hand ein- und ausschalten, dann hätte ich das Problem nicht. Oder das Babyphone: Die Buchse für das Steckernetzteil ist von der Platine abgebrochen. Nicht mehr reparabel. Batteriebetrieb funktioniert aber. Selbst, wenn kein Kind ruft muss ich jetzt jede dritte Nacht aufstehen, weil die Batterie schlappmacht.

Wäre mein Leben ohne diese Probleme leichter? Nein. Probleme und Existenz sind scheinbar auf irgendeiner für uns nicht erkennbaren Ebene untrennbar miteinander verknüpft. Mit der Lösung eines der Urprobleme (Sicherung der Grundbedürfnisse) entstehen neue Probleme. Irgendwann ist nur nicht mehr erkennbar, was die aktuellen Probleme mit unserer Existenz zu tun haben. Und jetzt sind die Sterne an.

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